Du hast eine Botschaft, eine Leidenschaft oder ein Event, das du live mit der Welt teilen möchtest – und hast, zusätzlich zur Qual der Wahl bei Technik und Software, auch noch die richtige Livestreamingplattform für dich auszuwählen?
Die Vielzahl an verfügbaren Optionen kann überwältigend sein, und die Entscheidung für die geeignetste Plattform ist entscheidend für den Erfolg des Livestreams. Von der Reichweite bis zur Benutzerfreundlichkeit gibt es viele Faktoren zu berücksichtigen.
In diesem Blogpost stelle Ich dir daher die bekanntesten Plattformen mit Ihren Vor- und Nachteilen in Kürze vor.
Streaming-Interessierte haben bei auch mir die Möglichkeit, die nötige Technik zum Ausprobieren zu mieten, damit der Einstieg ins Streaming noch leichter fällt. Hinterlasst mir gerne eine Nachricht über die Kontaktseite.
Als weltweit größte Videoplattform dürfte YouTube - mit 2,5 Milliarden monatlichen Nutzern - wohl Jedem bekannt sein. Neben dem "Video-On-Demand"-Streaming (VOD), das den absoluten Großteil der Inhalte auf Youtube darstellt, sind Livestreams eher weniger auf Youtube zu finden.
Ein spezielles Format von Youtube sind die "Premiere" Videos: halb Livestream, halb VOD;
Creators können den Upload bzw. die Veröffentlichung eines neuen Videos planen. Bei Veröffentlichung und dem ersten Durchlauf können die Zuschauer i.d.R. die Chatfunktion auf YouTube nutzen, das Video ist nur als Livestream (lineares Streaming) abrufbar.
Sobald das Video einmal durchgelaufen ist, ist das Video künftig als VOD verfügbar, wie man es von YouTube gewohnt ist - zusätzlich kann man in vielen Fällen den Chatverlauf der Premiere synchron zum Video nachverfolgen.
Hier kann man schlecht von einem Livestream sprechen, da diese Inhalte immer vorproduziert sind und der Inhalt meist - für YouTube-typisch - VOD-tauglich aufbereitet ist.
Bis vor wenigen Jahren, gab es auch noch deutliche Einschränkungen, wer auf YouTube livegehen konnte. Inzwischen steht YouTube Live allen (mit Google-Konto) zum Streamen offen.
Hier merkt man also schon deutlich, dass YouTubes Fokus klar auf VODs liegt, Liveinhalte auf der Plattform aber an Bedeutung gewonnen haben.
Sehr an Bekanntheit gewonnen hat über die letzten Jahre das Amazon-Unternehmen Twitch, das einen klaren Fokus auf Livestreams aller möglichen Genres legt. Neben Gaming, E-Sport-Events, Musik und IRL- und sonstigem Kreativ-Content findet man dort alle möglichen Livestreams.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Stopsigncam hat knapp eine Viertelmillion Follower - obwohl (oder gerade weil) nur eine Kreuzung mit einem häufig missachteten Stoppschild gefilmt wird.
Auf Twitch ist also für jeden etwas dabei.
Unverkennbar ist, dass Twitch eine reine Livestreamingplattform ist. Zwar können Streamer hier VODs "hochladen", es handelt sich dabei aber immer um Aufzeichnungen vergangener Streams und auch bei der Suchfunktion fällt auf, dass zuerst immer aktuelle Streams und Kanäle vorgeschlagen werden; Um zu VODs zu unserem Suchbegriff zu gelangen müssen wir deutlich weiter scrollen.
Twitch wird von etwa einer Milliarde monatlichen Nutzern aufgerufen und ist damit die größte Livestreamingplattform.
Um mit dem Streamen zu beginnen, braucht es hier auch nur einen Account.
Wie Google und Amazon hat natürlich auch Meta Platforms Inc. (früher Facebook Inc.), als dritter großer Player im Internet, eine Livestreaming-Funktion - und das gleich für zwei seiner Marken.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist im Folgenden die Rede von Meta Live.
Meta Live bildet auf beiden Seiten bzw. Apps eine (eher unbedeutende) Zusatzfunktion, die in den großen "Ökosystemen" an Möglichkeiten quasi untergeht. Zur Erklärung: Während YouTube eine reine Videoplattform ist und Twitch eine reine Streamingplattform, jeweils unter dem Dach eines größeren Techkonzerns, ist Facebook (lange Zeit) das Hauptgeschäft vom gleichnamigen Unternehmen gewesen - eine Website um sich Freunden und Familie mitzuteilen, mit Marktplatz, mit Spielen, eben für alles mögliche.
Meta Live ist über die Integration in den Apps am schnellsten und einfachsten, um einen schnellen Stream mit dem Hany zu starten, jedoch reicht dies für viele Anwendungsszenarien nicht aus, allenfalls um Freunden und Familie und ggf. seinen Followern ungezwungene, kurze Updates zu geben.
Das Streamen über einen PC gestaltet sich bei Meta übrigens etwas weniger straight-forward als bei anderen Plattformen:
Zum Streamen auf Instagram müssen wir über externe Software müssen wir instagram.com über einen Browser am PC aufrufen und im Bereich "Erstellen" Live-Video auswählen, die Privatsphäreeinstellung auf "Öffentlich" (teilweise als "Publikum" ausgeschrieben) stellen und erhalten im Anschluss eine RMTP-URL und den Streamkey. Mit diesen beiden Informationen können wir den Stream in unserer Software einrichten.
Wichtig: Instagram unterstützt nur das Streamen im Landscape-Format (hochkant).
Livestreaming über Meta Live ist für jeden mit einem Account auf der jeweiligen Seite offen.
Etwas aus der Mode gekommen, aber immer noch ein nicht zu vernachlässigender "Player" im Streamingbusiness ist Vimeo - ursprünglich eine VOD-Plattform. Wegen Verlusten von Marktanteilen als Videoplattform, hat Vimeo die Technologie hinter seinem Videoplayer deutlich ausgebaut und den Anbieter livestream.com übernommen. Vimeo fungiert nun als Plattform, bietet aber auch Simulcasting / Multistreaming - ermöglicht also, wenn gewünscht, den Zugriff auf den Stream zeitgleich auch über andere Plattformen (YouTube, Twitch, facebook Live, ...).
Streams können fast ausschließlich mit entsprechenden Links abgerufen und angesehen werden.
Vimeo ermöglicht dem Streamer neben virtuellen Events auch ein Teilnehmermanagement und und ist somit besonders für Unternehmen bzw. Veranstalter interessant.
Um über Vimeo zu streamen braucht es neben einem Account noch mindestens 60€/Monat für Vimeo "Advanced".
Nachdem wir einen Überblick über die "Big Player" gewinnen konnten, sehen wir uns nun an, wie diese mit urheberrechtlich geschütztem Audiomaterial in Streams umgehen.
Alle, die keine Musik in ihrem Stream verwenden werden, dürfen diesen Absatz getrost überspringen; Für alle anderen gilt: Unbedingt lesen!
Sonst endet der erste Stream unter Umständen bereits nach wenigen Sekunden.
YouTube Live und Facebook Live nutzen für Streams Content-Scanner, die urheberrechtlich geschützte Musik (fast) sofort erkennen und den Stream dann meistens auch sofort beenden.
Zwar gibt es (zumindest) bei YouTube Möglichkeiten, sich "whitelisten" zu lassen, quasi einen Vermerk für bestimmte Werke zu hinterlegen, dass die Lizenzen vorhanden sind, das ist aber für den Einzelnen und die Streamer mit viel Musik (wie z.B. DJs) schwer umzusetzen.
Twitch bietet seinen Streamern in Bezug auf die Nutzung von Musik mehr Sicherheit.
Was in den Livestreams an Musik verwendet wird, ist i.d.R. über Rahmenverträge mit Verwertungsgesellschaften wie der GEMA lizenziert. Dass euer Stream wegen einem Audio abgebrochen wird, ist bei Twitch nicht zu befürchten.
In anschließend gespeicherten VODs kann es jedoch vorkommen, dass vom System erkannte Musik automatisch dazu führt, dass das VOD stellenweise stummgeschaltet wird.
Über bestimmte Einstellungen in eurer Streamingsoftware, z.B. OBS Studio, könnt Ihr separate Audiospuren verwenden, um zu verhindern, dass wegen Musik auch eure Stimme oder andere Audioquellen in VODs stummgeschaltet werden.
Bei Vimeo sieht es ebenfalls gut für Streamer aus. Hier läuft (laut geläufiger Meinung) kein Content-Scanner mit, jedoch müssen wir hier beachten, dass Vimeo für Streams und die VODs keine Rahmenverträge mit Verwertungsgesellschaften unterhält. Als Streamer sind wir hier selbst für die Lizenzierung verantwortlich!
Fazit: Klare Wahl ist hier Twitch!
Twitch kennt nur eine Einstellung für unseren Stream: Frei für jeden verfügbar - auch für Nutzer ohne eigenen Twitch-Account.
Was aber, wenn wir nur für einen ausgewählten Zuschauerkreis streamen wollen?
Facebook Live und Instagram Live beschränken mögliche Zuschauer auf registrierte Nutzer.
Bei Instagram gibt es in der App seit Kurzem auch einen "Übungs-"modus, bei dem wir nur für uns selbst, eventuell noch mit bis zu 3 Freunden üben und ausprobieren können, wie es sich über die App streamen lässt.
Bei YouTube und Vimeo haben wir die besten Möglichkeiten unser Publikum zu bestimmen:
Neben öffentlichen Streams, können wir hier unseren Stream über die Verteilung eines Links für bestimmte Nutzer verfügbar machen.
Bei Vimeo sind weitere Tools ergänzt, die absolute Kontrolle über den Zugang zum Stream ermöglichen; Neben einer Möglichen verpflichtenden Vorab-Registrierung können wir hier auch Zugangsanfragen selbst individuell managen.
Je nach Inhalt und Aufbau des Streams wollen wir (mehr oder wenig) mit unseren Zuschauern interagieren und Reaktionen erhalten, müssen aber auch störende Interaktionen einschränken können.
Alle bisher genannten Anbieter haben für Streams eine Chatfunktion integriert.
Bei Vimeo können wir diese auch deaktivieren, um keine Chat-Nachrichten unserer Zuschauer zuzulassen.
Die Moderation des Textchats ist bei Facebook und Instagram Live kaum möglich, wir müssen Nutzer, deren Nachrichten uns nicht passen komplett blockieren - während wir auf dem selben Handy live sind. Umständlich und ablenkend, wir sind gezwungen störende Nachrichten einfach zu ignorieren.
Bei Vimeo stehen uns bereits mehr Möglichkeiten zur Verfügung, jedoch sind wir hier als Streamer noch relativ allein, was die Zusammenarbeit bei der Moderation angeht. Zusätzliche Moderatoren zu ernennen und zu verwalten ist nicht oder nur sehr kompliziert möglich.
Twitch ist der Konkurrenz hier wirklich weit voraus, die Moderation des Chats und Verwaltung unserer Moderatoren ist extrem einfach und bei Bedarf stehen für Twitch optimierte Chatbots von verschiedenen Anbietern zur Verfügung, die uns und unseren Moderatoren die Arbeit erleichtern und auch auf bestimmte Kurzbefehle oder Schlüsselwörter reagieren können.
Auf YouTube steht uns ebenfalls eine Auswahl der Big-Player bei Chatbots zur Verfügung.
Und so kommen wir von Chatbots zur Interaktivität für unsere Zuschauer.
Wenn wir als Streamer nicht direkt auf Chatnachrichten reagieren können, liefert der Chatbot zwischenzeitlich Informationen oder ermöglicht textbasierte kleine Games im Chat. Besonders auf Twitch ist die Einbindung solcher Bots (wegen der einfachen Moderatorenverwaltung) ein Kinderspiel. Zusätzlich bietet auch Twitch selbst viele Möglichkeiten unsere Zuschauer einzubinden - für Twitch Affiliates und Partner (regelmäßige Streamer, die bestimmte Anforderungen erfüllen und auf Twitch Geld verdienen können) sind diese Interaktionsmöglichkeiten für die Zuschauer durch die Twitch-eigene Währung "Bits" nochmal deutlich gesteigert.
Bei Meta Live und Vimeo ist die Interaktion - neben der Chatfunktion - auf Umfragen, Quizze bzw. Entweder-Oder-Fragen beschränkt, die wir an die Zuschauerschaft stellen können.
Jeder Plattform lässt sich abschließend ein Best-Use-Case zuordnen:
YouTube Live: Livestreams, die ein bestimmtes Thema genauer beleuchten (z.B. Präsentationen und Vorträge) und im Anschluss langfristig abrufbar sein sollen.
Twitch: Für (regelmäßige) Streamer geeignet, die Wert auf starke Interaktion mit Zuschauern legen. Wegen der Sicherheit in Bezug auf die Verwendung von Musik im Stream besonders für Kreative und Musiker geeignet.
Facebook Live/Instagram Live: Für ungezwungene Livestreams von unterwegs - auch ohne zusätzliches Equipment.
Vimeo: (Online-)Veranstaltungen und Kurse, die nur bestimmten Teilnehmern zugänglich gemacht werden sollen.
Die Vielzahl der Plattformen mag zunächst überwältigend erscheinen, aber letztendlich ist es der Spaßfaktor, der deine Zuschauer anzieht und deine Inhalte einzigartig macht.
Finde die Plattform, die zu dir passt, deine Kreativität unterstützt und dir ermöglicht, authentisch zu sein.
Hinterlasst mir gerne Feedback, kontaktiert mich bei Fragen oder falls Ihr Unterstützung für euren Stream benötigt.